Michael Hesemann, Historiker und Autor
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Ökumene


Michael Hesemann gehörte zu einer ökumenische Delegation, die den koptischen Papst Tawadros besuchte -  mit Thomas Kinker vom Martin Brucer-Seminar in Berlin und Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Evangelischen Allianz

Unter "Ökumene" verstehe ich nicht, wie hierzulande üblich, die schleichende Anpassung an die evangelische "Kirche" bei gleichzeitiger Preisgabe unserer katholischen Tradition. Sondern den Dialog mit jenen Kirchen, die, wie unsere, ebenfalls in apostolischer Sukzession stehen und von denen uns im Laufe der Geschichte kirchenpolitische oder dogmatische Konflikte trennten. Das betrifft insbesondere die orthodoxen Kirchen, die seit dem Schisma von 1054 getrennte Wege gehen, und die Altorientalen, die auf dem Konzil von Chalcedon 451 fälschlich des Monophysitismus beschuldigt wurden. 


Begegnung mit S.H., Mor Moran Ignatius Ephem II., Patriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche

In einer Zeit, in der auch Teile der Kirche im Westen vom modernistischen und materialistischen Zeitgeist erfasst werden, können sie uns helfen, die gemeinsamen Traditionen der Kirche, das Erbe der Apostel, wiederzuentdecken und uns auf geistliche Schätze zurückzubesinnen, die fast schon als verloren galten. Der tiefe Glaube der orthodoxen Christen, der ihr ganzes Leben erfasst, kann uns ebenso als Vorbild dienen wie die Lebendigkeit ihrer Kirchen, die sich gerade heute so vieler Berufungen erfreuen. Doch auch sie können davon profitieren. So verloren etwa die orthodoxen Christen Rußlands, Serbiens und Bulgariens unter der kommunistischen Herrschaft einen Großteil ihrer Kirchenschätze, darunter der von ihnen so leidenschaftlich verehrten Reliquien der Heiligen. Im Westen führten Säkularisierungen von Klöstern und Schließungen von Kirchen dazu, dass viele kostbare Reliquien auf dem Antiquitätenmarkt landen. Hier ist man als Christ gefordert, diesen Mißbrauch zu verhindern und die Reliquien wieder einer Verehrung zuzuführen - gegebenenfalls auch durch orthodoxe Brüder und Schwestern.

Vor allem aber brauchen jetzt unsere "getrennten Brüder" in der Diaspora des Nahen Ostens, die in einer Zeit des wiedererwachten Islamismus neue Verfolgungen erleiden, unsere Solidarität. Meine besondere Wertschätzung gilt dabei der Koptisch-Orthodoxen Kirche, mit deren reicher Tradition ich zuerst während meiner Recherchen auf den Spuren der Gottesmutter in Kontakt kam. In Kairo begegnete ich hochrangigen Vertretern dieser Kirche, die der hl. Markus begründet hat, als ihr Papst Shenouda III. gerade im Sterben lag; seinen Nachfolger, Tawadros II., stellte ich dem Westen vor und begegnete ihm schließlich in Wien. Besonders eng fühle ich mich dem koptischen Bischof Anba Damian verbunden, der im Kloster Höxter-Brenkhausen residiert, aber auch der koptischen Kirchengemeinde in meiner Heimatstadt Düsseldorf. So war es eine Selbstverständlichkeit, an das Leiden der Kopten während des "arabischen Frühlings" zu erinnern und sie immer wieder meiner Solidarität in der Trauer um die Opfer des islamistischen Terrors zu versichern. 


"Hier übergebe ich im Beisein von Prof. Dr. Wolfgang Boochs dem Vorsitzenden des Zentralrates der Armenier in Deutschland (ZAD), Azat Ordukhanyan, Dokumente, die ich im Vatikanarchiv entdeckt habe und die den Genozid an den Armeniern belegen."

Am Europäischen Parlament in Brüssel traf ich Seine Seligkeit, Gregorios III., den griechisch-katholischen Patriarchen von Antiochia wieder, der mich über das Leiden der Christen aller Konfessionen in diesem geschichtlich so reichen Bürgerkriegsland informierte. Schon 2001 reiste ich, zusammen mit Fr. Louis Th. von der vatikanischen Glaubenskongregation, 4500 km quer durch die Türkei, um mir ein Bild von der Diskriminierung der Christen in einem Land zu machen, in dem einst eine der Wiegen der Christenheit stand. Schließlich kam ich mit der armenischen Diasporagemeinde in Kontakt, die noch immer, nach 98 Jahren, darauf wartet, dass die Türkei endlich die Verantwortung für den ersten großen Völkermord des 20. Jahrhunderts, den Genozid an den Armeniern 1915, übernimmt, dem 1,5 Millionen armenische Christen zum Opfer fielen.


Michael Hesemann bei einem ökumenischen Treffen mit S.E.m Kardinal Kurt Koch, Prinz Gharios von Ghassan und Metropolit Anba David, dem koptisch-orthodoxen Erzbischof von New York, im Vatikan