Michael Hesemann, Historiker und Autor
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Die „Völkermord“-Resolution des Deutschen Bundestages und die Dokumente des Vatikans – eine Reflektion


Dankesrede von Michael Hesemann anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien (NAS-RA)
 
Sehr geehrter Herr Präsident der Akademie
Hochverehrte Herren Professoren,
Hochwürdiger Herr Pater,
Sehr geehrte Damen und Herren,

in Demut und mit großer Dankbarkeit nehme ich die Ehrendoktorwürde an, die Sie mir heute hier in diesem ehrwürdigen Rahmen zuteilwerden lassen.

Sie krönt meine Arbeit, die ich vor sechs Jahren begann, als ich den ersten Ordner mit dem Titel „Persecuzione contro gli Armeni“ in den Akten der Apostolischen Nuntiatur in München im vatikanischen Geheimarchiv, dem Archivio Segreto Vaticano, in den Händen hielt. Am die 3000 Seiten habe ich seitdem lokalisiert und ausgewertet, von denen man mir Kopien der etwa 1100 wichtigsten Dokumente überließ – und die ich Ihnen hiermit übergebe mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass künftige Generationen armenischer Historiker mit diesen Dokumenten arbeiten und Stück für Stück das Bild vervollständigen, das wir bislang vom Urverbrechen des 20. Jahrhunderts, der „Mutter aller Völkermorde“, dem schrecklichen Vernichtungsschlag gegen die älteste christliche Nation auf Erden, Ihr geliebtes Volk, und die anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich haben.

Ich habe Papst Franziskus im Februar 2015 über diese Entdeckung informiert und ich bin sicher, dass sie dazu beigetragen hat, dass er am 12. April 2015 tatsächlich vom „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ sprach. Er wiederholte diese Formulierung und ergänzte sie, als er im Juni dieses Jahres Ihr wunderschönes Land besuchte. Bei seiner Begrüßung im Palast Ihres Präsidenten, des ehrenwerten Sersch Sargsjan, erklärte Franziskus: „Diese Tragödie, dieser Völkermord, eröffnete die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die von anormalen rassistischen, ideologischen oder religiösen Motivationen ermöglicht wurden, welche den Geist der Menschenkinder so weit verdunkelten, dass sie sich das Ziel setzten, ganze Völker auszurotten."

Diese Formulierung hatte er am Morgen seiner Reise, vielleicht sogar im Flugzeug, in seinen Redetext eingefügt, denn er fehlte noch in der gedruckten Version, die an uns, die ihn begleitenden Journalisten, ausgegeben wurde. Ich hatte noch vor seinem Abflug einige seiner engsten Mitarbeiter darauf hingewiesen, wie wichtig dem armenischen Volk die Benutzung des terminus „Völkermord“ sei, da jede Vermeidung von der Türkei gleich wieder als Revision der Position des Papstes missinterpretiert worden wäre.

Das Wort des Papstes vom 12. April 2015 war der Auslöser dafür, dass eine Reihe von Staaten sich der „armenischen Frage“ erneut annahmen – darunter auch Deutschland.

Am Donnerstag, dem 2. Juni 2016 haben die Abgeordneten des deutschen Bundestages mit nur einer Gegenstimme eine Resolution angenommen, in der die Massaker und Vertreibungen der Armenier im Ersten Weltkrieg als „Völkermord“ anerkannt wurden. Zudem stellte sie die historische Verantwortung  des deutschen Volkes fest, dessen Regierung durch die Berichte deutscher Diplomaten und Militärs bestens über die schrecklichen Ereignisse vor 101 Jahren informiert waren; schließlich war das Osmanische Reich Deutschlands Waffenbruder und wichtigster Verbündeter. 

Auf die Verabschiedung der Resolution folgte erwartungsgemäß eine heftige Gegenreaktion aus Ankara. Türkische Zeitungen sprachen von einer „Schande“ und zeigten ausgerechnet Bundeskanzlerin Angela Merkel, die der Abstimmung demonstrativ ferngeblieben war, in Nazi-Uniform. Demonstranten versammelten sich vor der Deutschen Botschaft, warfen Eier. Türkische Politiker übertrafen sich an wüsten Beschimpfungen, während Staatspräsident Erdogan lamentierte, Merkel habe ihm doch versprochen, diese Resolution zu stoppen. Den türkischstämmigen Abgeordneten sprach er ab, Türken zu sein: „Ihr Blut muss durch einen Labortest untersucht werden“. Seitdem nahmen die Drohungen gegen sie im Internet, aber auch die Anpöbeleien auf offener Straße zu; manche wagen sich nicht mehr mit ihren Kindern auf die Straße. Sollten sie ihr Heimatland besuchen, droht ihnen Verhaftung, Verurteilung wegen Terrorismus und „Beleidigung der türkischen Nation.“ Grund genug für Bundestagspräsident Norbert Lammert, die hysterische Reaktion der Türken im Bundestag heftig zu verurteilen. Der türkische Islamverband DITIB reagierte prompt mit der Ausladung des CDU-Spitzenpolitikers, der zum Ramadan eine Moschee besuchen wollte. Zudem wurde deutschen Parlamentariern monatelang der Besuch der NATO-Luftwaffenbasis Incirlik, auf dem immerhin deutsche Soldaten und deutsche Flugzeuge stationiert sind, verweigert. Nur am Rande sei vermerkt, dass der Stützpunkt Incirlik, wie so vieles in der Türkei, auf dem Land armenischer Familien liegt, das während des Völkermordes 1915 konfisziert worden war. Erst im September 2016, nachdem der Sprecher der Bundesregierung die Resolution des Bundestages – immerhin der gewählten Volksvertretung – als „nicht rechtsverbindlich“ bezeichnete und man zudem die Investition von 58 Millionen Euro versprach, wurde die Einreisesperre durch das Erdogan-Regime aufgehoben.

Die Distanzierung des Regierungssprechers vom Parlamentsbeschluss (am 2.9.16) wurde in Deutschland heftig kritisiert und einhellig als Einknicken Merkels vor dem türkischen Diktator Erdogan gewertet. Tatsächlich hatte die Bundeskanzlerin dem Türken schon im Oktober 2015 versprochen, das Thema, das im April 2015 erstmals auf der Tagesordnung des Bundestages war, „sei jetzt vom Tisch“.

Dabei war es nur der Beharrlichkeit des Cem Özdemir, eines türkischstämmigen Spitzenpolitikers der „Grünen“, zu verdanken,  dass es die Resolution doch wieder auf die Agenda des deutschen Parlamentes geschafft hatte. Erst im Februar gab ihm der CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder dazu seinen Handschlag. Kauder hatte bereits im Juni 2015 mein Buch gelesen und mir bei einer Begegnung in Schwäbisch-Gmünd versichert, sich für das Thema einsetzen zu wollen. Doch was ihn letztendlich überzeugte, war Özdemirs Verweis auf das Papstwort, war die Frage: „Will Merkels CDU, die sich als christlich-demokratische Union definiert, auf der Seite des Papstes oder auf der Seite eines muslimischen Diktators stehen?“ Ihrem Fraktionsvorsitzenden konnte sich dann auch Merkel nicht mehr widersetzen, auch wenn sie, zusammen mit einem Großteil ihres Kabinetts inklusive Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der Abstimmung demonstrativ fernblieb. Doch auch das konnte an der historischen Realität nichts ändern, nämlich daran, dass, was ein Völkermord war, auch als solcher bezeichnet werden muss. Es war eben nicht, wie Ankara behauptet, eine „kriegsnotwendige Umsiedelung“ der Armenier und auch die Forderung nach einer „unabhängigen Historikerkommission“ zur Klärung der Vorwürfe ist obsolet. Unter neutralen Historikern besteht nicht der geringste Zweifel, dass 1,5 Millionen Armenier plus gut einer Million Christen anderer Konfessionen tatsächlich einem geplanten Völkermord zum Opfer fielen. Das geht auch eindeutig aus den Dokumenten des Vatikans hervor.



Immerhin gibt es deutliche Hinweise darauf, dass eine gewaltsame „Lösung der Armenierfrage“ schon vor Beginn des Ersten Weltkriegs geplant wurde. Der Krieg bot nur den willkommenen und vielleicht lange gesuchten Vorwand für die Durchführung der geplanten Maßnahme. Dahinter stand die Ideologie der „Jungtürken“, deren radikaler Flügel sich 1913 erneut an die Macht geputscht hatte und die man getrost als „Protofaschismus“ bezeichnen kann. Sie wollten den kriselnden osmanischen Vielvölkerstaat in einen ethnisch und religiös homogenen Nationalstaat, eine „Türkei der Türken“, verwandeln. Für ethnische und religiöse Minderheiten war in dieser Vision kein Platz.

Tatsächlich schreibt der türkische Historiker Taner Agcam, dass schon im Juli 1910 auf der Versammlung der Ittihat-Spitze in Thessaloniki als „Alternative die Deportation christlicher Bewohner … oder ein gewaltsames Vorgehen“ diskutiert wurde. Die Türkei sollte „ein wesentlich muhammedanisches Land sein“, zitierte der deutsche Armenienkenner Johannes Lepsius den Beschluss. Anatolien müsse „homogenisiert“ werden, ließ der Parteifunktionär Nefis Bey im Dezember 1914 den Schweizer Missionar Jakob Künzler wissen. Der Krieg sollte dabei als Vorwand für eine  „allgemeine und endgültige Säuberung“ dienen,  um „das armenische Volk vollständig auszurotten“, wie Dr. Nazim Bey, Generalsekretär der jungtürkischen Partei „Ittihat“, laut dem Provinzgouverneur Sahit Bay die Entscheidung begründete. Das berichtete der deutsche Konsul Dr. Paul Schwarz im März 1915 dem Auswärtigen Amt in Berlin. „Dass hier eine Programm zur Vernichtung einer Rasse unter dem Vorwand, es seien Maßnahmen gegen eine Rebellion, im Gange ist“, telegraphierte auch US-Botschafter Henry Morgenthau am 16.7.1915 nach Washington. Der türkische Innenminister Talaat Bey informierte den deutschen Generalkonsul Johann Mordtmann zeitgleich „ohne Rückhalt über die Absichten der Regierung, die den Weltkrieg dazu benutze, um mit ihren inneren Feinden – den einheimischen Christen aller Konfessionen – gründlich aufzuräumen, ohne durch diplomatische Interventionen des Auslandes gestört zu werden“, wie es in seinem Bericht im Archiv des AA heißt.

Diese Einschätzung zieht sich auch wie ein roter Faden durch die vatikanischen Dokumente. „‘Armenien ohne Armenier‘ – das ist der Plan der osmanischen Regierung“, berichtete der Generalabt des Mechitaristenordens, Msgr. Ghiurekian, Papst Benedikt XV. am 30. Juli 1915. Vom „Werk der Jungtürken, ermutigt durch die Unterstützung der Deutschen spricht der armenisch-katholische Erzbischof von Chalcedon, Msgr. Peter Kojunian, in seinem Schreiben an Papst Benedikt XV. vom 3.9.1915: „Zu den Schrecken des derzeitigen Krieges, die das väterliche Herz Eurer Heiligkeit erschüttern, gehört nicht zuletzt das Massaker an den Armeniern der Türkei, das von der türkischen Regierung angeordnet und zum größten Teil bereits ausgeführt wurde. (…) (Es ist) eine systematische Vernichtung der Armenier in der Türkei.“ Der Superior des Kapuzinerordens in Erzurum, der österreichische Pater Norbert Hofer, schrieb im Oktober 1915 an den Vatikan: „Die Bestrafung der armenischen Nation (für angebliche Aufstände, d.Verf.) ist bloß ein Vorwand der freimaurerischen türkischen Regierung, um alle christlichen Elemente im Land ungestraft vernichten zu können.“ Und sein Landsmann und Ordensbruder, der österreichische Kapuzinermissionar Michael Liebl,  brachte in Samsun in Erfahrung: „Nicht die Armenier, die Christen wurden (zum Tode) verurteilt auf einer geheimen Konferenz der Jungtürken  vor 5 oder 6 Jahren in Thessaloniki.“ Noch am 18. Juni 1916 sprach der armenisch-katholische Patriarch von einem „Projekt zur Vernichtung des armenischen Volkes in der Türkei (…) Es ist sicher, dass die osmanische Regierung beschlossen hat, das Christentum aus der Türkei zu beseitigen, bevor der Weltkrieg zu Ende geht. Und das alles geschieht im Angesicht der christlichen Welt.“

Trotz dieser eindeutigen Quellenlage ist in türkischen Berichten noch heute lediglich von einer „kriegsbedingten Umsiedelung“ der Armenier die Rede. Das steht in völligem Widerspruch zu den historischen Fakten, wie sie auch durch die Dokumente aus dem Vatikanarchiv ersichtlich werden. Diese oft detailreichen Augenzeugenberichte lassen keinen Zweifel daran, dass es den Türken nicht um die möglichst reibungslose Umsiedelung eines Teiles der Bevölkerung aus der Kampfzone, sondern um deren Vernichtung ging. Maximal 3 % der Deportierten überlebten schließlich das folgende Jahr (1916). Angesichts dieser Tatsache allein ist es geradezu perfide, wenn türkische Geschichtsbücher auch heute noch von einer „erfolgreichen, sicheren Überführung“ zu sprechen, obwohl die Sterbequote bei 97 % lag. Die Zahl der Opfer wird in den vatikanischen Dokumenten auf über eine Million geschätzt. Ein Bericht des armenisch-katholischen Patriarchats, der im Februar 1916 verfasst wurde, erwähnt bereits „beinahe 1.000.000“ Opfer, wohlbemerkt noch vor den Massakern in der syrischen Wüste. Der Delegat des Papstes in Konstantinopel, Msgr. Angelo Dolci dagegen ging bereits am 20.12.1915 von 1,1 Millionen Toten aus, während der Kapuzinerpater Michael Liebl am 30. September 1917, also nach den Massakern, konstatierte: „Von den 2,3 Millionen in der Türkei wohnenden Armeniern sind ein und eine halbe Million von den Türken ausgerottet worden.“ Von 1,5 Millionen Toten geht heute auch die seriöse Armenozid-Forschung aus.

Die Resolution 180 der UN-Vollversammlung vom 21. November 1947 definiert Völkermord in Artikel II als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
a) das Töten von Angehörigen der Gruppe
b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
e) die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe“
 
Die Dokumente aus dem Vatikanarchiv lassen keinen Zweifel daran, dass der Armenozid nahezu alle Kriterien erfüllt, die von den Vereinten Nationen definiert worden sind. Schon deshalb war es historisch korrekt, diesen Begriff in der Bundestagsresolution zu benutzen. Immerhin hatte auch Deutschland als Verbündeter der Täter schwere Schuld auf sich geladen, allein schon durch Duldung und demonstratives Wegschauen. Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg hatte 1916 sogar den deutschen Botschafter Graf Metternich aus Konstantinopel abgezogen, als dieser zu laut gegen den Völkermord protestierte. Seine Erklärung ist in ihrem Zynismus nicht mehr zu übertreffen. Ich zitiere: „Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht“. Zwei Jahre später, im März 1918, als den Armeniern nach dem Rückzug der Russen eine zweite Welle der genozidalen Vernichtung drohte, schrieb der Kölner Erzbischof Felix Kardinal von Hartmann an Reichskanzler Graf Hertling: „Schon bei der Verfolgung der Armenier im Jahre 1915, die an Grausamkeit den Christenverfolgungen der ersten christlichen Jahrhunderte nicht nachsteht, wurde vielfach die Meinung laut, dass die Deutsche Regierung und besonders die deutschen Katholiken für diese Greuel vor Gott und der Geschichte mit verantwortlich gemacht werden würden, wenn sie nicht alles aufböten, um nach Kräften diese Ausschreitungen zu verhindern.“

Ausgerechnet mit diesem Dokument hatte meine Suche nach Beweisen für den Völkermord im Vatikanarchiv begonnen. Es war, als hätte der Kardinal über ein Jahrhundert hinweg nicht nur mir ins Gewissen geredet, sondern auch den Parlamentariern des deutschen Bundestages. Ich bin froh und dankbar, dass seine Stimme endlich Gehör fand, auch wenn es bis dahin viel zu lange gedauert hat.

Nicht zuletzt betont die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages die Hoffnung auf eine Versöhnung der Nachkommen von Tätern und Opfern. Die Grundvoraussetzung dafür aber kann nur das Eingeständnis der im Namen der Türkei begangenen Verbrechen sein. So ist zu hoffen, dass eine erneute öffentliche Diskussion der Ereignisse von 1915/16  zumindest in Teilen der türkischen Bevölkerung zu einer neuen und endlich auch selbstkritischen Auseinandersetzung mit diesem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte führt.

Die Fakten dafür liegen auf dem Tisch. Auch jene Dokumente, die ich entdeckte, sprechen eine eindeutige Sprache. Es war ein Völkermord. Wir sind den Opfern gegenüber verpflichtet, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Das armenische Volk als ihre Nachkommen hat, genau wie die deutschen Opfer der Schoah, einen Anspruch auf Wiedergutmachung. Deutschland ist nach dem Zweiten Weltkrieg erst dadurch wieder zu einem respektierten Mitglied der Völkerfamilie geworden, dass es offen zu seiner Schuld stand und den Staat Israel demonstrativ unterstützte und großzügig entschädigte. Es wäre der Türkei zu wünschen, dass sie den Mut findet, den gleichen Weg zu gehen.

Bis dahin haben wir einen Auftrag, den uns die Geschichte erteilt hat. Er besteht darin, das schreckliche Geschehen so sauber und vollständig zu dokumentieren und ein Vergessen und Verschweigen für alle Ewigkeit unmöglich zu machen. Das sind wir den 1,5 Millionen Opfern, den Märtyrern der armenischen Nation und ihres Glaubens, schuldig. Ich habe versucht, meinen Beitrag dazu zu leisten. Möge das, was dabei zutage kam, auch bei Ihnen und vielen jungen Historikerkollegen auf fruchtbaren Boden stoßen.

Voller Demut und Dankbarkeit verneige ich mich vor Ihnen und der großen armenischen Nation. Möge die Wahrheit uns alle frei machen: die einen, ihre Schuld zu gestehen und die anderen, ihnen zu vergeben. Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen und Ihrem Land dazu Gottes reichen Segen!